Am 28.04. fand unsere Mitgliederversammlung in Köthen statt. Der Vorstand wurde nach Aussprache zu den Berichten einstimmig entlastet.
Bei der Neuwahl wurden Thomas Nicolai (1. Vorsitzender), Hartmut Rudolpohh (2. Vorsitzender) und Christine Abel (Beisitzerin) einstimmig für die Wahlperiode bis 2025 wieder gewählt. Alle drei erklärten allerdings, dass sie nach Ablauf der Wahlperiode nicht mehr für den Vorstand kandidieren werden.
Es ist also dringend geboten, dass sich Mitglieder entscheiden, künftig im Vorstand mitzuwirken und dann ggf. einmal die Leitung des Vereins übernehmen.
In seinem Schlusswort betonte Th. Nicolai, dass die Ausgangsposition für die Fortführung von Tandem-Hilfen e.V. sehr gut sei und dass es mit den sozialen Medien sicher künftig noch mehr Möglichkeiten geben wird, sich zu vernetzen und so noch mehr für die Förderung des Tandem-Sports tun zu können. Auch hierfür sind neue Ideen gefragt.
Ich hätte nie gedacht, dass mein erstes aktives Jahr so interessant und voller Überraschungen sein würde.
Klar, das erste Aha-Erlebnis war, dass ich zu einem Tandem gehören sollte. Donnerwetter, meine Geschwister beneideten mich schon, bevor ich auf Tour ging. Und ganz außergewöhnlich fing es an. Während ich mich – auf Hochglanz poliert – auf anerkennende Blicke eingestellt hatte, wurde ich feinfühlig betastet, denn ich war in die Hände von blinden und sehbehinderten Tandem-Fahrern gefallen. Die hatten schon viel von mir gehört und mit viel Ausdauer dafür gerungen, dass ich den neu zu erwerbenden Doppelsitzer durch meine schwungvollen Antriebsmöglichkeiten komplettiere. Und was soll ich euch sagen; nach einer Tandem-Saison kann ich behaupten: Ich habe all meine Fähigkeiten genutzt, um hilfreich zu sein; schließlich ging es ja auch um Inklusion.
Nachdem ich gründlich untersucht worden bin, hörte ich bereits die erste Anerkennung, die ein blinder Stoker ganz beiläufig seinem Piloten sagte: „Da kann ich ja selber mal eine Panne beheben, mit der R.S. geht das Rausnehmen und das Einbauen des Hinterrades doch ganz einfach, und überhaupt; viel zu putzen ist da auch nicht dran. Selbst Regen scheint der nichts auszumachen“.
Die R.S. bin ich, und ich werde immer nur mit dem Nachnamen angesprochen – Rohloff. Dass man zur Erklärung Schaltung noch dazu sagt – okay. Ich konnte an verschiedenen Orten mein Können unter Beweis stellen: zunächst beim Tandem-Frühling im Spreewald. Wenn eine Gruppe von 15 Tandems unterwegs ist, wird öfter auch mal angehalten. Dass der Tandem-Pilot im Stand dann gleich den gewünschten Gang einstellen kann, fanden alle toll. Und der blinde Co-Pilot hörte sogar das leise Klicken und konnte sich so schon gut auf das Anfahren einstellen. Auch bei sandigem Untergrund gab ich so mein Bestes.
Richtige Berge gab es dann rund um Meiningen in Thüringen. Das Schalten am Berg, für mich natürlich kein Problem und für das Tandem-Team, das zum ersten Mal gemeinsam fuhr, eine Erfahrung besonderer Art, denn gerade wenn man nicht genau weiß, wie kräftig der Partner reintreten kann, bin ich ein Schatz. Und bei Tandem-Hilfen e.V. sind blinde und sehbehinderte Co-Piloten oft mit Piloten unterwegs, die sich zuvor noch nicht kannten. In diesen Fällen bin ich teambildnerisch tätig, worauf ich ganz schön stolz bin.
An der Ostsee kam uns ständig der Wind entgegen. Ein Glück, dass im Vorderrad Kollege Motor solidarisch war. Im Übrigen harmonieren wir auch sonst sehr gut. Manchmal ärgert er sich, wenn im 14. Gang mal Tempo gemacht wird und er sich bei 25 km/h resignierend ausschalten muss.
In Gifhorn und Umgebung konnte das Team, mit dem ich dort unterwegs war, mal so richtig auskosten, wie gleichmäßig und dadurch harmonisch meine Übersetzungsleistung gesteigert werden kann. Das führt offenbar dazu, dass aus zwei Leuten auf einem Tandem recht schnell ein Team wird.
Auch im Senftenberger Seeland konnte ich meine Variabilität ausspielen. Der Tandem-Pilot sagte nur: „Es geht jetzt bergauf, offenbar eine ehemalige Abraumhalde; 12 Prozent Steigung“. Dass dann wirklich der zweite Gang mal Arbeit kriegte; der sehbehinderte Co-Pilot hatte den Berg natürlich erst richtig gespürt, als es ernst wurde. Auch hier konnte ich helfen.
Und dann das Treffen der Anfänger, „Tandem-Schnuppern“ genannt. Wieder Pilot und Co-Pilot zum ersten Mal auf einem Tandem, und der Co-Pilot ist vorher überhaupt noch nicht Tandem gefahren – schnuppern eben, wie das so geht. Und was soll ich euch sagen: Vielleicht klingt das jetzt eingebildet, aber ohne meine Vorzüge hätte manches Team sicher länger gebraucht, um in Tritt zu kommen.
Eigentlich bin ich ja nicht gerade ein Vereinswesen, aber bei Tandem-Hilfen e.V. fühle ich mich total wohl und vor allem am richtigen Platz, denn helfen, das ist mein Ding. Dass ich dann auch noch einer Vorfahrin begegnet bin, hat mich im Leerlauf noch angenehmer surren lassen. War doch tatsächlich ein Tandem dabei, dass – ausgestattet mit einer meiner Schwestern schon seit 18 Jahren unterwegs ist und in dieser Zeit nicht nur Deutschland, sondern auch Paris, Rom, Athen, St. Petersburg und all die Städte kennengelernt hat, die am Wege lagen.
Alterserscheinungen zeigt sie noch immer nicht. Sie schaltet und waltet wie eh und je.
Zehn Menschen aus fünf Bundesländern hatten sich am 1. Oktober 2022 im AURA-Hotel zu Boltenhagen eingefunden, um fünf Tandem-Teams zu bilden und sich im Tandemfahren zu versuchen. Nach rund 60 Kilometern, die unter der bewährten Leitung von Heike I. Orlowski in 4 Halbtagesetappen bei schönstem Fahrradwetter absolviert worden waren, lautete das einhellige Fazit: Versuch geglückt.
Alle würden im nächsten Jahr gern wieder dabei sein und sich im AURA-Hotel beherbergen und dabei zuvorkommend und umsichtig betreuen lassen. Vielleicht fällt dann unterwegs für den einen oder anderen wieder ein Riesenstück Torte oder ein Eisbecher ab.
(Diese Mitteilung übermittelte Jürgen Rakow, dem wir für die Organisation des Tandem-Schnuppern herzlich danken, ebenso allen beteiligten Piloten.)
Doch: Der für Montag Abend geplante Rückflug der sieben Teilnehmer aus Lettland wurde gestrichen. Aber auch das ist ja schon nichts Besonderes mehr.
Burg im Spreewald – das war der Ort des 18. Internationalen Tandem-Jugend-Camps für Blinde und Sehbehinderte vom 26. Juni bis zum 4. Juli 2022. An sieben Tagen erlebten und gestalteten die 37 Teilnehmer aus vier Ländern ein intensives Programm des Tandem-Fahrens und des Gedankenaustausches.
Da Lettisch, Tschechisch und Ukrainisch nicht gerade weit verbreitete Sprachen sind, versuchten sich alle in Englisch und Russisch. Und irgendwie verstand man sich. Dafür sorgte die gute Atmosphäre und die ausgezeichneten Bedingungen im Fiedermannhof – unserem Quartier.
Um die Berichterstattung kurz zu halten, soll für jeden Tag lediglich eine Besonderheit genannt werden:
26.06.: Vorzügliche Bedingungen; sogar die Tandems fanden eine gute Unterkunft.
27.06.: In der Straupitzer Schinkelkirche probierten einige Teilnehmer die Orgel aus.
28.06.: Das Senftenberger Seenland erlebte ein Tandem nicht (Rahmenbruch); ein Ersatztandem kam zum Einsatz. Vorher alle auf dem Gurkenflieger; da ist Tandem-Fahren doch leichter.
29.06.: Nach dem Blick vom „Rostigen Nagel“ – einem Aussichtsturm – waren 12 Prozent Steigung zu bewältigen. Bergab erreichten manche 65 km/h.
30.06.: Paddeln will gelernt sein, aber alle kamen wieder an und bewunderten später die Arbeiten in der Trachtenstickerei, wo auch vieles angefasst werden durfte.
01.07.: Manche gingen paar Schritte auf Stelzen durch das Spreewaldmuseum in Lehde, und in einem Barfußpark „verwöhnten“ alle ihre Fußsohlen.
02.07.: Auf dem Weg nach Cottbus öffnete eine Eisdiele extra für uns; und: das hat sich gelohnt. Im Branitzer Park hätte man länger bleiben wollen. Abends Musik, und alle sangen mit.
03.07.: Bei der Tour zum Gräbendorfer See war eine Tasche mit allen wichtigen Dingen liegen geblieben. Es gibt noch ehrliche Leute. Sie wurde abgegeben. Abschlussabend mit Feuershow und mit Gesprächen über künftige Treffen.
04.07.: Emotionales Abschiednehmen; am Ende hat alles geklappt, und an die 340 Fahrradkilometer werden sich alle gern erinnern.
Ein großes Dankeschön an alle, die bei der Organisation geholfen haben, insbesondere an die Besatzung des Begleitfahrzeuges (Heinz und Margrit), an das Team der Tourenführung (Ruppi und Charly), an die Mitarbeiter des Fiedermannhofes sowie an alle Förderer und Unterstützer.
Bei einer Themenwoche des Blindenhilfswerkes Berlin vom 9. bis 13. Mai war Tandem-Hilfen e.V. Kooperationspartner. Von Beginn an wurde unsere Ausstellung „Wie Blinde per Tandem die Welt erleben“ im Saal des Hilfswerkes präsentiert und wurde dort bis Ende Mai gezeigt.
Zur Eröffnungsveranstaltung gab Vereinsvorsitzender Dr. Thomas Nicolai einen lebendigen Überblick über nationale und internationale Projekte des Vereins und warb für das Tandem-Fahren als Paradebeispiel für Inklusion.
Einmal das Tandem-Fahren unter fachkundiger Anleitung ausprobieren
Im anschließenden Gespräch waren sich Blindenhilfswerk Berlin und Tandem-Hilfen e.V. darüber einig, dass die Zusammenarbeit fortgesetzt werden sollte.
Beim Tandem-Workshop am darauf folgenden Tag waren mehrere Vereinsmitglieder dabei. Hier hatten blinde und sehbehinderte Interessenten die Möglichkeit, das Tandem-Fahren unter sachkundiger Anleitung mit erfahrenen Pilotinnen und Piloten einmal auszuprobieren.
An der Ostseeküste vermutet mancher ja Straßen und Wege, die nicht bergauf führen. Die Teilnehmer bei „Tandem für alle“ vom 14. bis 21. Mai in Boltenhagen waren aber vorgewarnt, denn die meisten waren nicht zum ersten Mal dabei.
Viele kamen mit ihrem privaten E-Tandem; doch diesmal waren auch die neuen motorunterstützten Zweisitzer des Vereins Tandem-Hilfen e.V. mit dabei.
Und das war gut so.
Bei 6 Touren mit Besichtigungen und Erlebnissen zwischen Insel Poel und Travemünde waren rund 330 km zurück zu legen; und bevor es bergab ging, ging es erst einmal bergauf. Dabei bewährte sich die Rohloff-Schaltung ein weiteres Mal, natürlich auch beim Anfahren und bei der Verständigung zwischen Pilot und Co-Pilot. „Obwohl ich zum ersten Mal mit Norbert als Co-Pilot gefahren bin und auch das E-Tandem für mich neu war, klappte alles prima“, sagte Harald Kothe, der auch für die gesamte Veranstaltung sowie für die Tourenführung zuständig war und für sein Engagement viel Beifall bekam.
Fotografische Eindrücke von „Tandem für alle“ 2022
Die 30 Teilnehmer waren von der Tour begeistert und kommen im nächsten Jahr gern wieder nach Boltenhagen in die „Ostseeperlen“. Vielen Dank an Fahrradtechnikerin Heike und die Unterwegs-Versorgungsspezialisten Margrit und Heinz.
Die 34 Teilnehmer erradelten bei 3 Touren rund 165 km und erlebten vom 28.04. bis 01.05.2022 eine Menge:
Eine Rundfahrt mit idyllischem Spreeradweg
Eine naturkundliche Stunde am abendlichen Köthener See
Eine Führung durch das bedeutsame Bahnhofsensemble in Halbe, das jetzt nach durchdachter Sanierung kulturellen Zwecken dient
Eine Rundfahrt zur Germanischen Siedlung in Klein Köris
Anschauliche Erläuterungen über historische und moderne Wehre und Schleusen durch Ewald aus dem Spreewald
Und als Höhepunkt ein inklusives Dorffest in Köthen, das von Tandem-Hilfen initiiert worden ist und von der Dorfgemeinschaft ausgestaltet wurde. So gab es von 15:00 bis 22:00 Uhr gute Versorgung, Liebeslieder für das Fahrrad und Musik zum Tanzen.
Der Start in den Frühling hätte nicht besser erfolgen können, und alles bei schönstem Wetter und ohne Pannen.
Bei einer Imbisspause in Briesen.Über Wehre und Schleusen und über den spreewald kann Ewald viel erzählen.„Liebeslieder für das Fahrrad“ spielte beim Dorffest unsere Gruppe UNNIVITHO.
Ein Dank an alle, die dazu beigetragen haben.
Im Rahmen des Tandem-Frühlings fand auch die Mitgliederversammlung von Tandem-Hilfen e.V. statt. Die vom Vorstand vorgelegten Berichte wurden bestätigt, so dass dem Vorstand für das Jahr 2021 Entlastung erteilt werden konnte.
Das Benefizkonzert der Gruppe UNNIVITHO in Schöneiche begann sehr emotional, als Thomas Nicolai im Namen von Tandem-Hilfen einer ukrainischen Tandemfahrerin eine Spende von Vereinsmitgliedern überreichte.
Thomas Nicolai übergibt Tetiana Bilokonska eine Spende der Mitglieder des Vereins Tandem-Hilfen e.V. in Höhe von 300 Euro.
Tetiana Bilokonska, die als Tandem-Pilotin bereits an mehreren internationalen Tandem-Camps teilgenommen hatte, war vor einigen Wochen mit ihren beiden Kindern aus Kiev geflohen und fand zunächst bei einem Vereinsmitglied, inzwischen bei einer Familie in Hohen Neuendorf bei Berlin Unterkunft. Sie bedankte sich für die freundliche Aufnahme und für die Hilfe, die auch bei vielen organisatorischen Hürden sehr nötig ist. Ihr Mann hilft in der Ukraine mit Transporten von Lebensmitteln sowie bei der Beförderung von Menschen aus gefährlichen Gebieten.
UNNIVITHO, von links nach rechts: Viola Unverfehrt, Thomas Nicolai, Torsten Radochla, Olaf Rüdiger
Das Programm „Liebeslieder für das Fahrrad“, das mit viel Beifall bedacht wurde, zeugt auch von der Verbundenheit zwischen deutschen und ukrainischen Tandemfahrern.
Wir alle sind zutiefst erschüttert über den Angriffskrieg auf die Ukraine und fühlen uns hilflos und voller Sorge.
Unsere Gedanken sind insbesondere auch bei den blinden und sehbehinderten Tandem- Fahrern und deren Piloten, die bisher an fünf Internationalen Tandem-Jugend-Camps in Deutschland teilgenommen haben. Auch sie brauchen jetzt unsere Hilfe.
Zwei von ihnen sind in Deutschland angekommen und erhielten erste Unterstützung von Tandem-Freunden. Einige sind noch in der Ukraine, andere in Polen.
Tandem-Hilfen wird mit den Spenden unserer Mitglieder ein wenig Unterstützung geben können.
Ein herzliches Dankeschön allen, die sich an unserer Spendenaktion beteiligen. Wir versichern, dass wir das Spendengeld zweckgebunden und effektiv vergeben werden; das können Soforthilfen sein, aber auch Hilfen in kommenden Notlagen.
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